CHRISTTAG
Evangelium nach Johannes (1,1-18)
Wir haben gerade die Weihnachtsbotschaft des Evangelisten Johannes gehört, die er in seinem berühmten Prolog, seinem Vorwort, ganz komprimiert formuliert hat. Dabei knüpft Johannes bei der Schöpfungsgeschichte an, in der gesagt wird: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ „Im“ Anfang, auf Latein „in principio“, im Prinzip, grundsätzlich, muss man sagen: Gott hat alles erschaffen, alles ins Leben gerufen.
Und wie hat Gott das getan? „Er sprach, und es geschah.“ Nur sein Wort genügt. Es hat so eine schöpferische Kraft, dass es tatsächlich bewirkt, was es sagt. Gott, durch den alles geworden ist, der so unvorstellbar groß ist, dass er alle unsere menschlichen Vorstellungen übersteigt, dass er jedes Bild, das wir uns von ihm machen, sprengt... dieser Gott hat zu uns gesprochen.
„Das Wort ist Fleisch geworden.“ Gott hat sein wirksames Wort in den Menschen Jesus von Nazareth sozusagen „hineingelegt“. Gott hat sich in Jesus geäußert, sich mitgeteilt, er hat gesprochen, sodass Jesus zum „Sprachrohr“ Gottes wurde, das Wort Gottes verkörpert, ja zum Wort Gottes wurde.
Das ist Weihnachten! Gott ist „hörbar“, menschlich erfahrbar geworden. Gott hat menschlich zu uns gesprochen und ist uns dadurch näher gekommen. Im Reden, Handeln, im ganzen Leben von Jesus kommt der schon in der jüdischen Bibel bezeugte Gott zu Wort und Wirkung, auf eine neuartige, unübertroffene Weise.
Dieses Wort, Gott selbst, wirkt in Jesus wie ein Licht, das unser Leben aufhellt. Es wird uns nun klar, wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen, wie wir leben sollen, damit unser Leben gelingt, damit es seine letzte Erfüllung erreicht.
Das Tragische ist aber - und das erfahren die Christen von Johannes und das erfahren auch wir heute -: Die Menschen überhören Gottes Botschaft. Er spricht in die Welt, in sein Eigentum hinein, aber die Welt, die Menschen, erkennen ihn nicht, nehmen ihn nicht an, hören nicht auf ihn, gehen eigene Wege. „Das Licht scheint in die Finsternis, aber die Finsternis nimmt es nicht auf.“ Gott schenkt uns in Jesus seine Zuneigung, seine Liebe. Aber die Menschen beantworten diese Liebe nicht mit Gegenliebe. Sie gehen ihre eigenen Wege, hören nicht auf Jesus, brauchen Gott nicht.
Es wird immer wieder Weihnachten, wo uns diese Botschaft von Gott bewusst wird, wenn sie unser Herz erobert, und wir danach leben.
In Jesus ist Gottes Sprache eine menschlich verständliche Sprache geworden. Wollen wir mit Gott bekannt werden, dann müssen wir auf Jesus hören, mit seiner Lebensweise vertraut werden, uns sie aneignen. Ohne ihn verpassen wir unser Lebensziel. Ohne ihn verirren wir uns in der Finsternis. Das ist die Weihnachtsbotschaft, wie Johannes sie formuliert hat.
Jedes Jahr neu feiern wir die Geburt Jesu, in dem Gott auf uns zugekommen ist. Er will bei uns, mitten in unserem Leben anwesend sein. Wenn ich Weihnachten feiere, erkläre ich mich damit einverstanden. Ich möchte, dass Jesus, dass Gott in meinem Leben wirksam anwesend ist. Ich sehne mich danach.